Davon konnten Softwareentwickler früher nur träumen: Über App-Stores lassen sich Apps ohne große Vertriebskosten vermarkten – und das auch noch weltweit. Was also liegt näher, als die kleinen Progrämmchen für andere Länder und Sprachen anzupassen, also zu lokalisieren?
Tatsächlich können Sie Ihren Kundenkreis und damit Ihren Umsatz erheblich erweitern, wenn Sie Ihre Apps auch außerhalb des eigenen Sprachraumes verkaufen. Dazu müssen Sie Versionen für die verschiedenen Sprachen, Länder und Kulturräume schaffen, die jeweiligen Apps also lokalisieren. Damit diese Apps dann auch tatsächlich erfolgreich sind, sollten Sie bereits im Vorfeld einiges beachten.
Der Aspekt der Sprache
Um ein Computerprogramm, nichts anderes ist ja eine App, benutzen zu können, muss man die Bedienerführung verstehen. Der wichtigste Schritt zur Lokalisierung besteht daher auch darin, diese in die Sprache der Zielgruppe zu übersetzen.
Ein großer Teil der Internetanwender in aller Welt versteht zwar so viel Englisch, das er notfalls einfache Software wie eine App bedienen kann. Trotzdem sind jedoch fast allen Menschen Programme lieber, die sie in ihrer eigenen Sprache bedienen können. Die englische Version Ihrer App ist daher der erste Schritt zum weltweiten Markterfolg, aber nicht der einzige.
Bei der sprachlichen Anpassung sollten Sie nicht auf Eigenarbeit und verstaubte Kenntnisse aus der Schule oder gar nur ein Wörterbuch setzen. Dabei kommen Texte heraus, wie die in Bedienungsanleitungen für japanische Motorräder und Kameras, über die man in den 70er Jahren gelacht hat und wie man sie auch heute noch bei Billigprodukten aus Asien findet. Überlassen sie die Übersetzung also am besten einem versierten (Fach-)übersetzer für die jeweilige Sprache. Auf diese Weise stellt man nicht zuletzt auch sicher, dass die richtigen und treffenden Ausdrücke verwendete werden: „Handy“ beispielsweise ist zwar ein englisches Wort, jedoch stellt man sich im angelsächsischen Sprachraum darunter alle möglichen Geräte zum in der Hand halten vor, nicht jedoch explizit ein Mobiltelefon.
Der Aspekt der Kultur
Apps sind, wie alle Computerprogramme, ein typisches Anwendungsgebiet für Piktogramme und Symbole. Wenn sie Länder außerhalb des europäisch-nordamerikanischen Kulturraumes als Absatzgebiet anpeilen, besteht die Gefahr, dass Symbole nicht oder falsch verstanden werden – oder den Anwendern ganz einfach nicht gefallen.
Eine Faust mit einem abgespreizten Daumen zum Beispiel wird bei uns als „OK!“ oder „Erstklassig!“ interpretiert. In manchen anderen Kulturen hingegen hat diese Geste jedoch eine obszöne Bedeutung. Hunde, vor allem junge, sind bei uns allemal Sympathieträger und taugen sowohl als Motiv für ein Logo, also auch als Metapher – etwa als Symbol für eine Suchfunktion. In islamischen Ländern hingegen gelten sie als unrein und in wieder anderen Ländern als Nahrungsmittel.
Auch die Vorstellung davon, was ein schönes Design ist, variiert von Kulturkreis zu Kulturkreis: Quietschbunte Manga- oder Pokemon-ähnliche Figuren sprechen bei uns allenfalls Kinder an, während sie in Asien durchaus auch (zumindest jungen) Erwachsenen gefallen. Auch die Gefahr, mit irgendwelchen Symbolen oder Bildern sogar Tabus zu verletzen, besteht: Selbst harmlose erotische Anspielungen oder gar Bilder sind in islamischen Ländern ein absolutes Don’t.
Technische und Layout-Aspekte
Auch die Technik spielt eine Rolle bei der App-Lokalisierung. Während des Programmierens bedeutet es wenig oder gar keinen Mehraufwand, wenn man das Programm so strukturiert, dass Texte und Grafiken leicht ausgetauscht werden können. Achtet man darauf jedoch nicht, muss man unter Umständen beim späteren Lokalisieren viel umbauen.
Nicht zuletzt sollte man auch beachten, dass Texte in andere Sprachen übersetzt deutlich länger oder kürzer ausfallen können. Darauf sollte man auf jeden Fall im Hinblick auf den dafür reservierten Speicherplatz achten. Aber auch das Layout kann durch längere oder kürzere Texte leiden: Besonders störend kann es sein, wenn Zeilenumbrüche zusätzlich entstehen oder verschwinden. Auch wenn das nicht der Fall ist, kann eine Oberfläche mit längeren Texten auf einmal zu vollgestopft aussehen oder im umgekehrten Fall unschön große leere Flächen aufweisen.
Über den Autor: Christian Arno ist der Gründer von Lingo24, einem Übersetzungsunternehmen, das sich auf Website-Übersetzung spezialisiert. Folge Lingo24 auf Twitter @l24de.
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